BfR-Symposium: Wild – vorbereitet?
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betreibt seit 12 Jahren wissenschaftliche Forschung zum breiten Themenfeld Lebensmittelsicherheit – Wildbret.
Ziel ist die Minimierung von metallischen Fragmenten in jagdlich gewonnenem Wildbret von lebensmittelliefernden Wildarten, die insbesondere für Jäger und ihre Familien als Vielverzehrer zu gesundheitlichen Risiken führen können. Der Nachweis der Minimierung des Eintrags von metallischen Fragmenten bleihaltiger und bleifreier Büchsengeschosse kann nur wissensbasiert auf der Grundlage standardisierter Verfahren erbracht werden.
Die Frage, ob Bleipartikel im Wildbret nach küchenmäßiger Zubereitung zu einer Erhöhung des Bleigehaltes im Lebensmittel führen können, stellte das BfR bereits im Rahmen der letzten Tagung „Wild – Gut erlegt?“. Die Ergebnisse der Untersuchungen anhand eines Fütterungsversuchs am Modelltier Schwein werden vorgestellt. Welchen Einfluss haben Hygienemaßnahmen bei der Versorgung des Wildes? Auch dieser Frage wurde im Rahmen einer Dissertation am BfR nachgegangen und über die Ergebnisse wird berichtet.
Wie lassen sich metallische Fragmente nach Gewicht, Größe und Verteilung im Wildbret (Rehwild) nachweisen? Wie sind sie verteilt und wie können sie nachgewiesen werden? Der Nachweis der Fragmente beinhaltet auch die Frage, wie sich die verschiedenen Jagdgeschosse beim Beschuss verhalten. Beim Einsatz von bleihaltigen bzw. sogenannten bleifreien Geschossen werden unterschiedliche Metalle als Geschosswerkstoffe mit dem Ziel eingesetzt, die Bewegungsenergie des Geschosses in tötende Arbeit umzusetzen. Um gleiche Voraussetzungen für eine Geschossprüfung und deren Auswertung zu schaffen, ist ein standardisiertes Beschussverfahren erforderlich. Hier mussten neue Wege beschritten werden und ein standardisiertes Prüf- und Auswerteverfahren für Jagdbüchsengeschosse entwickelt werden. Für das Prüfverfahren selbst musste die Vorgehensweise mit ihren einzelnen Arbeitsschritten, Prüfkriterien und Umgebungsbedingungen eindeutig beschrieben werden. Diese Anforderungen führten zum Vergleich von zwei häufig verwendeten Gelatineblockgrößen beim Beschuss mit unterschiedlich hochenergetischen Jagdgeschossen mit dem Ergebnis, dass nur die große Blockgröße als Prüfsimulanz für hochenergetische Geschosse geeignet ist. Weitere Ergebnisse zeigten, dass vertiefende Untersuchungen zur Verwendung großer Gelatineblöcke notwendig wurden und eine Prüfung der Verwendung unterschiedlicher Gussformmaterialien, die Dauer der Abkühlphase und der Einfluss einer unterschiedlicher Lagerdauer vor dem Beschuss auf die Versuchsergebnisse abzuklären waren. Die Ergebnisse ermöglichen nunmehr die Verwendung der international anerkannten Prüfsimulanzien Gelatine und ballistische Seife. Standardisierte Versuchsanordnungen und standardisierte Auswerteverfahren ermöglichen nun reproduzierbare Ergebnisse.
Das BfR hat gemeinsam mit einem internationalen, wissenschaftlichen Expertengremium die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen in einem Produktsteckbrief zur Prüfung jagdlicher Geschosse lebensmittelliefernder Wildarten zusammengefasst. Dieser enthält Begriffe, die bei der Prüfung mit Angaben zum Geschoss zu hinterlegen sind, einen Physikalischen Steckbrief sowie einen Chemischen Steckbrief zum Prüfverfahren. Das Gremium verabschiedete auch Definitionen und Begrifflichkeiten zum einheitlichen Verständnis.
Um das standardisierte Prüf- und Auswerteverfahren von Beschussversuchen von jagdlich verwendeter Büchsenmunition international nutzbar zu machen, plant das BfR für 2024 einen Ringversuch mit internationaler Beteiligung.
Neben der wissenschaftlichen Forschung ist der internationale Austausch mit Expertinnen und Experten ein wichtiges Anliegen. Mit der Bewilligung der COST Action „Safety in the Game Meat Chain“ (CA22166; Laufzeit 2023–2027) tragen das BfR und die beteiligten Projektpartnerinnen und Projektpartner zum Aufbau eines europaweiten Expertennetzwerks bei. Im Mittelpunkt steht dabei der Austausch von Erkenntnissen zu gesundheitlichen Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher durch jagdlich gewonnenes Wildbret entlang der gesamten Warenkette.
Es erwarten Sie zwei spannende Tage am Bundesinstitut für Risikobewertung!