Glykopeptid-Antibiotika in der Diskussion
10/1995, 02.06.1995
Expertenanhörung zum Glykopeptid-Antibiotikaeinsatz in der Tierernährung
Nach der Anhörung von internationalen Experten am 1. Juni 1995 in Berlin vertreten das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) und das Robert Koch-Institut (RKI) die Auffassung, daß die Anwendung von Glykopeptid-Antibiotika in der Tierernährung die Gefahr einer Einschränkung von Therapiemöglichkeiten in der Humanmedizin durch die Ausbreitung der Glykopeptid-Resistenz birgt.
Glykopeptid-Antibiotika sind vor allem für die Behandlung bestimmter Infektionen auf Intensivstationen wichtig. Diese Infektionen betreffen einen kleinen Kreis von Patienten mit geschwächter Immunabwehr. Für diese Patienten können solche Infektionen allerdings schwere Folgen haben, vor allem wenn sie aufgrund von Resistenzen der Erreger nicht mehr wirksam behandelt werden können.
Die Sachverständigen waren sich darüber einig, daß weitere Untersuchungen notwendig sind, um das Risiko abzuschätzen, das der Einsatz von Glykopeptid-Antibiotika in der Tierernährung mit sich bringt. Besonders interessiert das Vorkommen Glykopeptid-resistenter Erreger beim Nutztier und beim Menschen. Außerdem müssen die Wege der wechselseitigen Übertragung der Erreger und dieser Resistenz weiter abgeklärt werden. Einigkeit besteht, daß jeder Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung wie auch in der Humanmedizin zur Selektion resistenter Erreger führen kann.
Auf Betreiben des BgVV wird das Problem derzeit in den zuständigen europäischen Gremien verhandelt. Den Anstoß dazu hatten unter anderem Untersuchungsergebnisse des RKI gegeben.